Die Gesundheitsförderung in der Schweiz ist ein akuter Pflegefall

Lasst uns ein kleines Ratespiel machen. Was denkst du, wie viele Prozent der gesamten Schweizerischen Gesundheitsausgaben fliessen jährlich in die Gesundheitsförderung? 20%? Nein. 10%? Nööö. 5%? Immer noch nein. Probiers mal mit unter 2%. Nein! Doch! Ohhhhh! Du findest das schockierend wenig? Get ready, es wird noch besser.

Gemäss MonAm – einem Kooperationsprojekt von BAG und dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) – wurden von 2010 bis 2021 durchschnittlich ca. 1.4% der Gesamtkosten des Gesundheitswesens für Prävention UND Gesundheitsförderung aufgewendet.

Gesundheitsförderung oder Prävention?

Auch wenn im Volksmund Prävention mit Gesundheitsförderung gleichgesetzt wird ist dies nicht dasselbe. Prävention befasst sich mit den potentiellen Risikofaktoren für Krankheiten und deren Vermeidung, z.B. durch Anti-Rauchen Kampagnen oder Aufklärung zu Unfallrisiken in Alltag und Sport.
Gesundheitsförderung dagegen befasst sich mit der Stärkung der individuellen Ressourcen zur biopositiven Entwicklung der persönlichen Aspekte von Gesundheit – übrigens die Kernkompetenz von Personal Trainern.

Gehen wir nun davon aus, dass die Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung etwa gleich verteilt sind (was gefühlt vermutlich nicht so ist, ich aber über statistische Zahlen aktuell nicht belegen kann), dann kommen wir zum Endergebnis, dass für die Gesundheitsförderung in der Schweiz pro Jahr lediglich rund 0.7%(!) ausgegeben werden.

Fehlinvestitionen in die Zukunft und halbherzige Bewegungsempfehlungen

Die Diskussion darüber, ob dies anteilsmässig passend ist können wir uns hier getrost schenken. Denn wenn du findest, das sei genug, dann würde ich dazu raten entweder weniger bewusstseinsverändernde Substanzen zu inhalieren oder den täglichen Konsum von fiktivem Social Media Nonsens einzuschränken zugunsten fundierter Lektüre mit Bezug zur tatsächlichen Realität.

Vor allem aber ist dieses Missverhältnis der Investitionen in eine gesellschaftlich getragene Zukunft krank, weil wir heute besser denn je wissen, dass ein Mehr an Bewegung und Training effizienter und nachhaltiger wirkt als Schutz vor den üblen Folgen der gängigen Zivilisationskrankheiten, als jedes andere verfügbare Mittel oder Medikament. Und dies erst noch ohne Beipackzettel und Nebenwirkungen.

Und trotzdem schaffen wir es in der Schweiz nicht das umzusetzen, was notwendig und sinnvoll wäre, sondern lassen uns mit lauwarmen Bewegungsempfehlungen abspeisen, welche Garten- und Hausarbeit als ausdauerorientierte Bewegung bezeichnet, die an ein wöchentliches Bewegungs-Soll angerechnet werden darf. Vielleicht kann ich dann mein verständnisloses Kopfschütteln ebenfalls gleich anrechnen? Ihr seht, es gibt noch einiges weiter zu besprechen. Ich bin noch lange nicht fertig mit aufregen…

Liebe Grüsse, Michel

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